Bärstadter Kerbespruch 1992

 

Des halbe Ort des spielt verrückt
die Straße die sind schee geschmückt.

Was is nur los Ihr liebe Leit?

Ich sag’s euch: „Es ist Kerbezeit“!

 

Drum grüß ich euch un ich tu’s gern
Ihr liebe Gäst von nah un fern!

Zum erste Mo steh ich hier obbe,

mei Herz in mir tut ganz schee klobbe.

Wenn ich e mol in Spruch vergeie,

hoffe ich, Ihr könnt mer des verzeihe.

 

Es geht jetzt los mit de Berichte,

was passiert sind für Geschichte!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

 

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

 

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Zur Feuerwehrübung hot mer sich getroffe,

jetzt saß mer in de Kneip und dort wurd gesoffe.

Von dem aana deham, „Zur Sonn“ is nit weit
un mit em Auto erst recht e Kleinigkeit.

Nur des Problem mit so ner Schüssel,

mer waas nit wohie mit dene Schlüssel.

Weil in de Shorts kaan Säckel war,

legt er se uff de Tisch ganz klar.

Der Abend verging mit Saus und Braus,

so nahm die Schlüssel und wollt nach Haus.
Er ging zu seim Auto, doch des war so;

sei allerbest Stück war nit mehr do!

In ihm bracht gleich die Panik aus
und lief sofort zum Elternhaus.

Als erstes hot er wohl gedocht,

sein Vater, der hot’s Haam gebrocht.

Doch es war nit so, Mensch, was en Schrecke,

tat stürmisch jetzt sei Eltern wecke:
“René, horch und sei nit so laut
wenn’s Auto fort is wurd’s geklaut!


Doch guckt noch emo, mo vorne mo hinne,

vielleicht du sich’s jo doch noch finne“.

Denn die hatte, Ihr könnt’s jo ahne
schon längs geroche sei Alkoholfahne.

Sei Kumpel stand zum Suche bereit,

denn schließlich sieht mer mehr zu zweit.

So hunn dann die gute Kunne,

des Auto an de Kerch gefunne.

Wie’s war, des bekam heraus er später,

sei Zechkumpane warn die Täter!

 

Un die Moral von der Geschicht
loß es Auto dehaam dann passiert dir des nicht,

oder tu besser über die Schlüssel wache,

sonst könne se mit deim Auto e Spritztour mache. – V i v a t!

 

Wollt aaner Milch, hot aach kaa Butter,

ging er geschwind zu Rudis Mutter.

Was war das doch so schee gewese,

stand die Helma hinnerm Trese.

Im ganze Dorf is Sie bekannt,

mer is schon als Kind zu ihr gerannt,

der Lade wurde sehr geschätzt
doch hat sie sich zur Ruh gesetzt.

Im Ruhestand, ich wünsch viel Spaß,

drum heb uff dich ich jetzt mei Glas! – P r o s t!

 

Im Sommer is die Urlaubszeit,

do macht mer sich woanners breit.

Rhodos is do schwer begehrt,

aach Buffe Horst do nunner fährt.

Die Zeit do unne war sehr schee,

jetzt wollte doch aach alles seh.

E Tagestour in die Türkei
ach was is des doch fei.

Do schlendert er durch enge Gasse,

doch was is das, er kann’s kaum fasse.

De Horst denkt: Es is doch nit wahr,

doch hört er es jetzt laut und klar.

Aaner laut sein Name schreit,

de Blume Meier war nit weit,

so trifft mer sich in der Türkei.

Ach was is die Welt doch klei,

und die Moral von der Geschicht
de Meier misse tust du nicht. – V i v a t!

 

Von ner Baustell wolle mer berichte,

die geht noch in, in die Geschichte!

In Gemeindebauhof soll des wern,

doch dieses Ziel das liegt noch fern.

Bis zum Frühjahr is es fertig,
so wurde schon gesunge,

wenn’s en Schuttplatz wern sollt,

so is es gelunge.


Des Thema Gemaa des is zum Gähne,

mer wollte’s aach nur nebei mo erwähne.

Euch halt ich mei Glas jetzt hie:

Es lebe die Schlangenbader Bürokratie! – V i v a t!

 

Es warn zwaa aus de Backesgass,

se saße im Wirtshaus und hatte ihrn Spaß.

Als die Conny hat genug geschwätzt,

der Hennes hot en End gesetzt.

Dann ging’s Haam zu Ihrer Hütt,

un aach in dritte ging noch mit.

Uff em Weg fragt er dann sie:
“Wo host du dann de Schlüssel hie?“

Do sagt sie und war erschreckt
“Den host du doch ingesteckt“.

„Conny, mach mer kaan Radau,

den Schlüssel host du, ich weiß es genau”.

 

So ging der Streit recht laut und heiter
die Gasse e nuff so immer weiter.

Als se dehaam vor Ihrer Trepp,

guckt de Hennes ganz schee schepp!

In der Tür der Schlüssel stickt,

de Hennes rieft: „Ich wern verrückt!“

Un da se nit gestorbe sind,

Ihr Leid, es is en Spott!

So tun se streite wohl  bis heit,

wer en stecke losse hot! – V i v a t!

 

Eigentlich is es zu bedauern,

es gibt im Ort jo kaum noch Bauern.

Immer seltner wern die Geschichte,

die mer von Ihnen kann berichte.

Es kam en Landwirt Namens Buff,

hot uf seim Hänger paar Körner noch druff,

von de Stiftmühl gefahrn, und hot weil’s nix kost,

de Hänger gestellt uff die Gass vor de Pos.

Ganz einsam stand der Hänger da,

eit und breit wohl niemand war,

da konnt’s doch nur de Zufall wolle,

des der anfing fortzurolle.

De Resch e nunner, über die Hauptstroß enaus,

grad zu ufff Schneiders Autohaus.

Bis zum Schaufenster kam er dann nit,

denn nach de Trepp, war er nit mehr fit.

De Grund für des Ganze war schnell klar,

die Brems nur halb gezoge war.

Mit de Räder nach obbe, kam er zum steh,

rund erum warn nur Körner zu seh.

 

Was garnix bringt, wie jeder weiß,

im Edgar sei Autos bevorzuge Reis!! – V i v a t!


 

Als vor mehr als einem Jahr,

de Fußballverein gegründet war.

Da nahmen Sie sich manches vor,

un wollte schießen Tor um Tor.

Doch war es wohl nit abzustreite,

am Anfang gab es Schwierigkeite.

Kaaner hätts gedacht im Ort,

die setzte sich aach dies Jahr fort.

De neue Trainer der macht Dampf,

doch jeder Sonntag is en Kampf.

Un is des Spiel dann endlich aus,

so feiern se in Saus und Braus.

Verliern tun se mit Tanz und Gesang,

beim Unentschiede, werd’s aam schon bang,

doch naach em Sieg tut’s eskaliern,

zum Glück tat des noch nit passiern! – V i v a t!

 

Im Sommer da war große Hitze,

alle Leit die tate schwitze.

Doch zur Abkühlung hot, an manche Tage,

en Wolkebruch mo beigetrage!

Es Wasser aus de Löcher quoll,

so mancher Keller der lief voll.

Stand des Wasser uff de Schwell,

kam die Feuerwehr ganz schnell.

Die hun fix herausgefunde,

wer für se de beste Kunde.

Denn jedesmo rückte se aus
un zwar zum Rattefängerhaus!

 

Ihr Feuerwehrleit was sollt Ihr als laafe,

tut dene Leut doch e Pump verkaafe! – V i v a t!

 

De Lindebaum seid langer Zeit
en Treffpunkt war, für alle Leit.

Für alt und jung war des Nest,

gefeiert wurd aach’s Lindefest.
Was unser Stolz gewese war,

log moins nur noch in Stücke da.

Keiner hätte das gedacht,

als es passiert ist über Nacht.

Wo früher stand noch unser Lind,

en kahle Platz sich heut befind.

En neue Baum der muß jetzt her,

drum sammelte die Feuerwehr.

Will aaner hier im Saal was spende,

kann er sich an de Fritz dort wende!

 

Ich hoff, bald sagt wieder jedes Kind:
Mer treffe uns heut unter de Lind!“

 

Ich heb hoch mei Glas mit Woi,
du alter Baum warst lang uns treu! – V i v a t!


 

En Mann un des ist jedem bekannt,

hot im Lebe zu tu so allerhand.

En Sohn zu zeuge, e Haus zu stelle,

gehört mitunter zu dene Kamelle.

Als drittes un es is kaa Tabu,

zu pflanze en Baum gehört dazu.

Des Kind is doo un aach des Haus,

jetzt zog de Mann zum Baumpflanze aus.

Nur aan Baum zu pflanze,

des war ihm zu wenig,

er wollt wern de Barschedder Baumpflanzerkönig!

Sei Stück Land war schnell funne,

es ging an die Arbeit, wie wild jetzt der Kunne.

Des Werk war vollbracht
un es war Seins.

Die Bäumcher die stande,

wie eine eins.


Jetzt denkt ihr all: Des is jo ganz schee,

aber warum tut des im Kerbespruch steh?

 

Als der Pflanzer dehaam, war unsern Parre entzückt,

hot doch aaner sein Acker mit Bäumcher bestückt!

Nämlich dem Baumpflanzerkönig, sein Acker lag,

nur e klaa Stück weiter, un immer noch brach!

Un noch emo konnte de Mann sich hetze,

die Bäumcher uff sei Seit zu setze.

RADI! Waaste jetzt wo Dein Acker is!

Gleich neberm Parre seiner Wies! – V i v a t!

 

Des Hammelesse von FC,

des war Disjahr so richtig schee.

Um Zwaa Uhr, wie de Regen kam,

do ginge dann die meiste ham.

Doch aaner hot kaa End gefunne,

betrunke war er aach der Kunne.

An der Schießhall konnt er nicht mehr steh,

so fing er an dann haam zu geh.

Als uff em Marsch er sich befand,

eh Jägerzaun im Wege stand.

Gefloge is er hoch und weit
in de Garte von de Leit.

Die Leit die denke ei ei ei
un rufe gleich die Polizei.

Die Beamte warn recht schlau
un hunn gemerkt der Kerl ist blau.

Der war naß hot kaum noch gezuckt
se hunn sein Ausweiß nochgeguckt.

Do dachte se: „Mensch was en Kraam,

Buffe Martin mach dich haam“. – V i v a t!

 

Es ist schon bekannt in unserer Gegend,

da mer mit neue Wirtleut gesegnet.

Die Wirtsleut sich ganz gut verstehn,

und wir in beide Kneipe gehen.

 

Weil uns gefehlt hot Personal,

is moie Abend Tanz in de Sonn im Saal.

Kommt all mit des wird en Spaß,

do trinke mer noch manches Faß. – P r o s t!

 

De Mundschenk diesjahr is en Mann,

weil sich emo was ändern kann.

Doch de Sinn bleibt stehts de Gleiche,

du musst gefüllt des Glas mir reiche.

Du standst so treu mir an mein Leib,
so nimm dir hier im Saal e Weib!

Des is mein Dank un sei dein Lohn,

in neun Monat aach en Sohn!

Dazu wünsch ich dir viel Mut,

trink aus mein Glas, de Wei is gut! – V i v a t!

 

Jetzt is Schluß mim Kerbespruch,

ich hoff euch war es auch genuch.

Dem Schützeverein sei Dank gesacht
für alles was er hat vollbracht.

Viele Jahr war er de Garant,

für die Kerb im Barschedder Land.

Die Fußballer sind ingesprunge,

des die Sach hier is gelunge.

Die Kerbegesellschaft is in de Krise,

doch des soll uns nix vermiese,

für nächst Jahr muß mer dann seh,

wie de Weg tut weiter geh.

Mir brauche Leit hier aus em Ort,

die die Kerb tun setze fort.

Besonders Ihr Junge reiht euch ei,

steht de Kerbegesellschaft bei!

Denn’s Ziel is klar: Die Kerb wird gehalle
un wenn die Stern vom Himmel falle! – V i v a t!